Tankino Kids 20

Storch

Die Störche sind wieder da. Wahrscheinlich hat es ihnen in Spanien nicht so gut gefallen, wie bei uns. Habt ihr dieses Jahr auch schon einen Storch gesehen?

Am Tankumsee treffe ich mich oft mit Konstantin Adebar. Stellt Euch mal vor, im letzten Jahr hat der Sturm sein Nest kaputt gemacht. Wie gut, dass ich helfen konnte.

Telse hat eine Geschichte darüber geschrieben…


Konstantin Adebar

An einem grauen Montagmorgen im März, hockte Tankino vor seinem Wohnwagen auf dem Campingplatz am Tankumsee, einem Badesee mitten in einem Naherholungsgebiet.

„Was habe ich denn heute zu tun?“, fragte sich Tankino. „Einmal um den See fliegen, etwas schwimmen, bei den Enten Fräulein Quaak und Herrn Quaakquaak vorbeischauen, mich mit KraKra treffen und mit Flupps ein Schwätzchen halten. Oh Manno, irgendwie ist das schon alles. Ich will auch zur Schule gehen, wie Tom und Frederike“, jammerte er. Dann fiel ihm ein, dass er sich ja vorgenommen hatte, etwas über die Vogelwesen zu erfahren.

Langsam begann sich der Frühnebel aufzulösen. Endlich schaute die Sonne hervor. Gerade wollte Tankino zu seiner Morgenrunde um den See starten, da begann eine aufgeregte Amsel um ihn herumzufliegen.

„Tankino, Tankino, du musst helfen!“, zwitscherte die Amsel direkt vor Tankinos Nase.  

„Oh Manno, was willst du?“ Tankino hatte keine Lust, mit Frau Amsel zu sprechen. Er wollte lieber um den See fliegen. Und wie immer, wenn ihn jemand störte, war er ziemlich unfreundlich.

„Tankino, nicht sitzen. Mitkommen!“, tirilierte Frau Amsel.

„Oh Manno, nun sag schon. Was ist denn los?“

„Konstantin Adebar braucht Hilfe. Er ist gerade aus Ägypten zurückgekommen und kann sein Nest nicht finden!“, trällerte die Amsel.

Konstantin Adebar? Achja, das war der Storch, der hoch oben auf dem Mast hinter dem See sein Nest hatte. War der nicht im Herbst weggeflogen, um im Süden Urlaub zu machen?

„Wieso kann er sein Nest nicht finden? Man kann es doch gar nicht übersehen! Es befindet sich auf einem hohen Mast mitten auf der Wiese!“, antwortete Tankino. Frau Amsel zwitscherte erbost: „Nicht sitzen, mitkommen. Wir müssen helfen!“ Und schon flog sie voraus. Missmutig folgte Tankino ihr.

Einmal den See überqueren, dann über die große Kuhweide und schon waren sie da. Doch wo war das Nest? Mitten auf der Wiese stand ein leerer Mast. Von einem Storchennest war nichts zu sehen. Nur ein Drahtgitter erinnerte an das ehemalige Storchennest. Unten am Mast lag ein seltsamer Haufen aus Ästen im Gras. Der Storch Konstatin Adebar flog aufgeregt im Kreis um den Mast herum.

„Was mach ich nur, was mach ich nur. In ein paar Tagen kommt Finchen und unser Nest ist weg!“, klapperte er verzweifelt.

„Oh Manno, das sieht nicht gut aus!“, seufzte Tankino. Der kleine Drache hüpfte um das zerbrochene Nest herum. Ne, da war nichts zu machen. Auch wenn Tankino die Reste des Nestes wieder zum Gestell oben auf den Mast bringen würde, als Nest war dieser Holzhaufen nicht mehr zu gebrauchen. Viel zu gefährlich. Finchen würde beim Brüten aus dem Nest fallen. Nein, so ging das nicht! Das Nest war kaputt, so viel stand fest.

 „Kaputt!“, erklärte Tankino dem aufgeregten Storch. „Der Sturm hat dein Nest ganz kaputt gemacht.“

Konstantin Adebar war inzwischen gelandet. Traurig saß er neben Tankino auf der Wiese. Tankino untersuchte den Holzhaufen noch einmal gründlich. Dann hatte er eine Idee.

„Tankino holt Hilfe!“, rief er.

Wie gut das Tankino im letzten Jahr beobachtet hatte, wie einige Zweibeiner mit einem Hubwagen an das Nest herangefahren waren. Die Männer hatten die Storchenkinder aus dem Nest gehoben, sie untersucht und ihnen einen Ring am Bein befestigt. Dann hatten sie die kleinen Störche wieder zurück ins Nest gesetzt.

Diese Männer würde er finden. Sie könnten ihnen bestimmt helfen.

Verwundert sahen Konstantin Adebar und Frau Amsel Tankino an. „Und wer soll uns helfen?“, stöhnte Konstantin Adebar. „Da kann niemand helfen!“

„Oh Manno, vertraut Tankino. Ich weiß, wer helfen kann!“ Er erhob sich in die Luft und flog in die Wohnsiedlung am Tankumsee, dorthin wo Frederike und Tom wohnten.

Frederike und Tom waren Tankinos Freunde, obwohl sie Zweibeiner waren. Frederike war Drachenforscherin und Tom Dinosaurierexperte. Tankino traf die beiden Kinder auf der Straße, die von der Wohnsiedlung zum See führte. Die beiden Kinder hatten ihre Fahrräder dabei und wollten gerade zum See fahren, um Tankino zu besuchen.

„Da müssen wir schnell handeln“, überlegte Tom, nachdem Tankino ihnen berichtet hatte, was geschehen war. „Ich rufe meinen Onkel an. Er und seine Freunde bauen Storchennester. Er wird Konstantin Adebar und Finchen bestimmt helfen!“ Und schon griff Tom zum Smartphone und wählte die Nummer seines Onkels. Er hatte Glück. Sein Onkel hob sofort ab.

„Mein Onkel kommt gleich nach Feierabend vorbei, um sich den Schaden am Nest anzusehen. Und ihr glaubt es nicht. In der Werkstatt der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft liegt ein fertiggebautes neues Storchennest. Eigentlich sollte es in Hankensbüttel aufgebaut werden, doch nun kommt es an den Tankumsee!“, freute sich Tom.

„Das muss ich sofort Konstantin Adebar erzählen. Wenn wir Glück haben, ist das neue Storchennest fertig, bevor Finchen von ihrer Reise zurückkommt“, jubelte Tankino.

Störche im Herbst

„Stellt euch mal vor, Konstantin und Finchen fliegen jeden Herbst nach Ägypten. Doch sie fliegen nie gemeinsam. Erst fliegen ihre Storchenkinder los, dann Finchen und zwei Wochen später Konstantin. Im März des nächsten Jahres treffen sich Konstantin und Finchen in ihrem Nest, um erneut zu brüten. Finchen legt ihre Eier jedes Jahr in das gleiche Nest.

Sie warten ab bis ihre Storchenkinder groß sind und im Herbst geht es dann wieder los. Jedes Jahr reisen sie mehrere tausend Kilometer, nur um in Ägypten zu überwintern. Was gibt es denn da bloß. Soweit zu fliegen ist doch anstrengend. Warum wollen sie in Ägypten unbedingt Ferien machen? Hier ist es doch auch schön!“

„Dort ist es schön warm!“, sagte Tom.

„Und es gibt dort Pyramiden!“, sagte Frederike.

„Was sind Pyramiden?“, wollte Tankino wissen.

„Große Bauwerke aus Stein. Sie sind sehr alt und haben eine besondere Form“, erklärte Frederike.

„Sitzen die Störche dann auf den großen Steinhäusern und sonnen sich?“ Tankino konnte sich einfach nicht vorstellen, was so schön daran sein sollte, in Ägypten auf einem Haus aus Steinen zu sitzen und zu schwitzen.

„Störche brauchen im Winter ein milderes Klima. Hier in Norddeutschland ist es im Winter zu kalt. Deshalb finden sie nicht genügend Futter. Und weil die Störche nicht frieren wollen, überwintern viele von ihnen in Afrika, nicht nur in Ägypten. Mit den Pyramiden hat das nichts zu tun!“, lachte Tom kopfschüttelnd. Er sah Frederike an. „Lass uns zum Storchennest fahren!“, rief er ihr zu.

Toms Onkel hielt Wort. Am späten Nachmittag kam er mit einem Kollegen von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Barnbruch mit einem Trecken angefahren. Die Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft, das sind Zweibeiner, die sich aktiv um den Schutz der Vögel kümmern. So bauen sie zum Beispiel Nistkästen und Storchennester, damit die Vögel es bei der Aufzucht ihrer Kinder leichter haben. Die Menschen nennen die Zweibeiner, die Vögel lieben, Ornithologen oder Vogelkundler.

Das neu gebaute Storchennest befand sich auf einem Anhänger. Einige Männer der freiwilligen Feuerwehr kamen mit einem Hubwagen angefahren, um den beiden Vogelkundler zu helfen. Der Rest war Routinearbeit. Toms Onkel löste die Reste des alten Nestes aus der Halterung auf dem Mast. Dann montierten die Männer das neue Storchennest. Das war schwere Arbeit, denn Storchennester wiegen ganz schön viel.

„Ich hoffe der Orkan hat nicht noch mehr Storchennester beschädigt“, sagte Toms Onkel zu Tom, nachdem sie ihre Arbeiten beendet hatten. „Danke, dass du uns gleich benachrichtig hast. Wir fahren jetzt wieder nach Hause. Grüß deine Eltern!“ Kurz darauf tuckerte der kleine Trecker gefolgt von dem Feuerwehrauto mit Anhänger über die Wiese Richtung Straße.

Tom, Frederike, Tankino, Frau Amsel und Konstantin Adebar standen auf der Wiese und beobachteten alles ganz genau. Was für eine Aktion. Zum Glück hatte alles gut geklappt. Kaum waren die Männer und das Feuerwehrauto verschwunden, umkreiste Konstantin Adebar das neue Nest. Einmal probesitzen – ja cool, das neue Nest war super.

„Nun kann Finchen kommen! Ich fange schon mal an, das Nest weich auszupolstern“, klapperte Konstantin Adebar.

„Sag mal, warum müsst ihr Störche eigentlich immer so viel verreisen?“, fragte Tankino.

„Wir verreisen nicht. So ist unser Leben. Im Sommer wohnen wir hier am Tankumsee, weil wir hier im Naturschutzgebiet genügend Frösche und andere kleine Tiere finden. Junge Störche haben immerzu Hunger. Im Herbst, wenn unsere Kinder ausgezogen sind, zieht es uns in den Süden, weil es dort wärmer ist und es dort leichter ist, Futter zu finden. Wir sind gerne in der Luft, weißt du. Wir segeln über das Land, lassen uns vom Wind tragen und sehen ganz viel. Das ist wunderbar“, schwärmte Konstantin Adebar.

„Segeln alle Reisevögel durch die Luft?“, wollte Tankino wissen.

„Das sind keine Reisevögel, Tankino. Man nennt sie Zugvögel. Hier im Naturschutzgebiet rund um den Tankumsee machen viele Zugvögel Rast: Kraniche, Gänse, Stare, Kuckuck, Mauersegler, die Nachtigall und sogar das Rotkehlchen ist ein Zugvogel. Allerdings kommt es aus dem Norden zu uns und die Rotkehlchen, die hier leben ziehen weiter nach Süddeutschland. Es ist ganz schön viel los in der Luft! Aber nein, nicht alle segeln. Die meisten fliegen“, lachte Tom.

„Sind Drachen auch Zugvögel?“ Fragend sah Tankino Tom an.

„Fühlst du in dir den dringenden Wunsch, wegziehen zu müssen? Wirst du ganz unruhig, wenn es Herbst wird, weil du weißt, du musst jetzt bald starten, um in den Süden zu fliegen?“, antwortete Tom. Tankino dachte nach. Dann schüttelte er den Kopf.

„Naja, dann denke ich mal, du bist kein Zugvogel!“, lachte der Junge.

„Und woher wissen diese Zugvögel, wohin sie fliegen sollen, und wie finden sie wieder nach Hause?“

„Das wissen die Vögel von Geburt an. Sie haben einen Kalender und eine Landkarte im Kopf und richten sich nach dem Magnetfeld der Erde. Nachts orientieren sie sich am Sternenhimmel, tagsüber am Sonnenstand und an der Landschaft. Ist das nicht fantastisch. Ohne Navi fliegen sie tausende von Kilometer und verirren sich nie!“, schwärmte Tom begeistert.

Tankino dachte an die vielen Vögel, die das Naturschutzgebiet rund um den See besuchten. Er hatte gesehen, wie die Kormorane ankamen und wieder abflogen. Er hatte sich über die schönen Bilder am Himmel gefreut, wenn die Gänse oder die Kraniche im Formationsflug über ihn dahinflogen. Zugvögel also hießen diese Vögel. Und ganz viele verschiedene Zugvögel machten im Vogelschutzgebiet rund um den Tankumsee Rast. Wie cool war das denn.

„Und wie heißen die anderen Vögel. Ich meine, die, die immer hier sind, so wie Amelie Amsel?“

„Standvögel. Tankino. Wir müssen jetzt nach Hause. Lass uns morgen darüber sprechen!“ Schnell verabschiedeten Tom und Frederike sich und fuhren mit ihren Fahrrädern davon.

Tankino flog zurück zu seinem knallroten Wohnwagen. Es war ein aufregender Tag gewesen, kein bisschen langweilig.


Die Bilder sind übrigens wieder von Pixabay.

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